Gesichter

Die Physische Attraktivität des weiblichen Gesichtes

Prototypentheorie

Nach Langlois und Roggman könnte die Präferenz für Durchschnittsgesichter kognitiv erklärt werden:
„To the extent that a face is a good exemplar or prototype and is thus easy recognized as a face, infants may show more interest in it than in a less prototypical face. These facts imply that infants prefer attractive faces. Perhaps an attractive face is attractive simply because it is prototypical“ (Langlois & Roggman; zit. nach Müller in „Physische Attraktivität“, 1993, S. 132 ).

Was Langlois und Roggman damit sagen wollen, ist dass ein Durchschnittsgesicht vielleicht deshalb präferiert wird, weil es eine Prozesserleichterung bei der kognitiven Wahrnehmung darstellt, welches wiederum ein entscheidendes Merkmal eines Prototypengesichtes ist. Ein Prototypengesicht ist ein Gesicht, das sich das menschliche Verarbeitungssystem zum Vorbild von allen Gesichtern nimmt und alle wahrgenommenen Gesichter in der Umwelt werden mit diesem Prototypengesicht verglichen und dementsprechend kategorisiert. Demgemäß sind Prozesserleichterungen deshalb ästhetisch relevant, weil durch sie die Gesichter schneller und effektiver verarbeitet werden. Prozesserleichterungen sind dann gegeben, wenn Schlüssel (Stimuli) und Schlösser (neuronale Verarbeitungssysteme) optimal zueinander passen. Da das visuelle menschliche System mindestens 10 9 bits pro Sekunde sensorische Informationen zu verarbeiten hat, stellt jede Prozesserleichterung eine energetische Ökonomisierung für das Gesicht dar. Da Reize, die dem Ökonomisierungsprozess entgegenkommen, einen Belohnungscharakter haben sollten, sollten Prototypengesichter auch einen ästhetisch höheren Wert für uns haben.

Es herrscht mittlerweile Einigkeit darüber, dass das visuelle menschliche System sich ökonomische Verarbeitungsprozesse zunutze macht, um bei der Gesichtsverarbeitung so effizient wie nur möglich vorzugehen. Es ist zwar noch nicht vollends geklärt, ob es auch Spezialisierungen bei der Gesichtsverarbeitung gibt, klar scheint aber doch zu sein, dass es einzelne regionale neuronale Strukturen gibt, die spezifisch durch Gesichter angeregt werden.

Dies wurde 2001 in einer Studie von Aharon und Mitarbeiter (Buss, 2004) bestätigt, in der mit Hilfe von Magnetresonanztomografie festgestellt wurde, dass bei heterosexuellen Männern, die attraktive Frauenbilder betrachteten, der „nucleus accumbens“ aktiviert wurde, ein Belohnungsschalterkreis. Der „nucleus accumbens“ wurde nicht aktiviert, wenn sich die Männer weniger attraktive oder durchschnittliche Bilder von Frauen oder Männern ansahen.
Es ist noch nicht geklärt, inwieweit diese Strukturen schon angeboren sind oder erst durch Wahrnehmungserfahrungen gebildet werden. Man geht aber davon aus, dass ein Kern dieser Strukturen angeboren und durch die Plastizität des Gehirns veränderbar ist (Müller, In: Hassebrauck & Niketta, 1993).

„...It is probably the enduring learning capacity of such neural structures that underlies the individual, the intraindividual and the intercultural variability of aesthetic judgement. The physiologically determined decrease in learning capacity with age may likewise underlie the aesthetic conservatism of the elderly“ (BAUMGARTEN; zit. nach Müller; In: Hassebrauck & Niketta, 1993, S. 133).

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