| AttraktivitÀtskriterien
Baumgarten gibt hier Hinweise darĂŒber wie erklĂ€rt werden könnte, dass es einerseits scheinbar universelle AttraktivitĂ€tskriterien zu geben scheint, es andererseits individuelle, kultur- und geschlechtsspezifische Unterschiede von AttraktivitĂ€tsprĂ€ferenzen gibt. Es werden zum Beispiel mit signifikanter HĂ€ufigkeit Menschen bestimmter anderer Kulturen als schöner eingeschĂ€tzt. Beispielsweise finden viele EuropĂ€er die kleinen Nasen von Asiaten besonders schön, oder umgekehrt finden viele Asiaten die groĂen Augen von Nicht-Asiaten attraktiv (Henss, 1998).
MĂŒller fasst es folgendermaĂen zusammen:
âAttraktivitĂ€t eines Gesichtes wĂ€re in diesem Sinne eine affektiv-emotionale Bewertung, die propriozeptiv in Abwesenheit anderer âcuesâ entsteht. FĂŒr eine Emergenz von hedonistisch-affektiven Reaktionen durch Prozesserleichterungen gibt es also neurobiologische Argumenteâ (MĂŒller; In: Hassebrauck & Niketta, 1993, S. 135).
Eine neuere Theorie, die âArousel Based Modelâ, stammt aus 1999 von Katz (Borodajkewycz, K. & Görlich, B. & Schneck, M. & Thomas, N., In: Hergovich, 2002), dessen Grundannahme darin besteht, dass der mĂ€nnliche Konkurrenzkampf im Gehirn des Mannes mittels eines âGesichts-Erkennungssystemsâ ablĂ€uft. Es funktioniert nach dem Prinzip: Je schöner ein weibliches Gesicht, desto mehr wird das 'Gesichts-Erkennungssystem' erregt und desto mehr werden Interessen an andere Frauen verdrĂ€ngt. PrĂ€ferenzen werden hierbei als monotone Funktionen von NetzwerkaktivitĂ€ten betrachtet. Dabei gibt es zwei getrennte Systeme des âGesichts-Erkennungssystemsâ:
Das Feature Location System, das die Anordnung der Gesichtsmerkmale analysiert. Dieses System wird am stĂ€rksten aktiviert, wenn ein Gesicht einem Prototyp stark Ă€hnelt. Sie feuert also am stĂ€rksten bei bekannten Gesichtern. Dabei ist besonders die Augenregion beim Erkennen bekannter Gesichter wichtig. FĂŒr den Prozess der Wiedererkennung ist das Zwischenspiel von Output- und Inputneuronen von groĂer Bedeutung, das fĂŒr das vergleichende Lernen die Grundlage ist.
Das zweite System nennt sich âFeature Type Systemâ und bezieht sich auf die GröĂe, der Form und die Harmonie der Gesichtsmerkmale. Man geht von vier der fĂŒnf Hauptkomponenten ( Augenbrauen, Augen, Wangen, Mund, Nase) des weiblichen Gesichtes aus, die fĂŒr die Harmonie der Gesichtsmerkmale eine Rolle spielen: Je mehr beispielsweise Nasenspitze und Oberlippeneinkerbung miteinander harmonieren, desto mehr feuert das System.
GemÀà dieser Theorie sollten die beiden einzelnen Systeme miteinander positiv hoch korrelieren, aber unabhĂ€ngig voneinander sein. AuĂerdem sollten sie zusammen eine bessere Aussagekraft ĂŒber die AttraktivitĂ€t besitzen als getrennt. Und schlieĂlich noch sollte das (harmonische) Hervorstechen der erwĂ€hnten Merkmalkomponenten mit Ausnahme der Nase (die sollte eher klein und unscheinbar bleiben) die AttraktivitĂ€t erhöhen.
Diese Theorie gibt gute Anhaltspunkte darĂŒber, wie zukĂŒnftige neuronale Studien konstruiert werden könnten, um ihre GĂŒltigkeit zu ĂŒberprĂŒfen. Noch lĂ€sst sich nichts Eindeutiges ĂŒber die neuronalen AblĂ€ufe bei der Betrachtung bestimmter weiblicher und attraktiver Gesichter aussagen.
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