| Evolution als Grundstein physischer AttraktivitÀt
âNach herkömmlicher Ăberzeugung liegt die Schönheit im Auge des Betrachters, aber diese Augen und der Verstand dahinter wurden durch Jahrmillionen menschlicher Evolution geprĂ€gt. Was als schön gilt, bestimmen die Adaptionen des Betrachtersâ (Buss, 2004, S. 199)
Was Buss in diesem Satz formuliert, könnte man als Grundsatzregel fĂŒr die Suche nach Schönheitskriterien aus evolutionspsychologischer Sicht betrachten, die von Darwin als BegrĂŒnder der Evolutionstheorie als erstes eingefĂŒhrt wurde.
Demnach werden durch evolutionĂ€re Auslese diejenigen Eigenschaften einer bestimmten Art vererbt, die sich als vorteilhaft fĂŒrs Ăberleben und fĂŒr die Fortpflanzung erwiesen haben. Diesen Prozess des âExistenzkampfesâ von einzelnen Eigenschaften einer Art von Generation zu Generation nennt Darwin Adaption, die das entscheidende Kriterium war, warum Darwins Evolutionstheorie so erfolgreich war.
Denn erst durch die Theorie der Adaption lieĂen sich vorher unerklĂ€rbare generationsĂŒbergreifende VerĂ€nderungsprozesse, die letztendlich zu den physischen Merkmalen heutiger Lebewesen gefĂŒhrt haben, erklĂ€ren.
Darwin unterscheidet zwischen der natĂŒrlichen und der sexuellen Auslese.
Bei der ersten handelt es sich um das bloĂe Ăberleben einer Art, nĂ€mlich um Adaptionen von Strategien, die sich fĂŒr das Ăberleben als erfolgreich erwiesen haben, wie zum Beispiel Angst vor Schlangen oder Vorlieben fĂŒr Fett als ĂŒberlebenswichtiges Nahrungsmittel.
Die zweite Form der Auslese, die sexuelle, konzentriert sich auf die Adaptionen von Strategien, die sich als vorteilhaft fĂŒr die Fortpflanzung und Vererbung bewĂ€hrt haben.
Zwei wichtige Funktionsweisen sind hier zu benennen, ohne die eine sexuelle Auslese nicht stattfinden kann: Der intrasexuelle Wettbewerb und die intersexuelle Selektion.
Der intrasexuelle Wettbewerb bezieht sich auf den Konkurrenzkampf zwischen Vertretern des gleichen Geschlechts. Derjenige, der âgewinntâ und den Konkurrenten ausstechen kann, bekommt Zugang zum anderen Geschlecht und da dieser Erfolg zu einer Fortpflanzung beitrĂ€gt, werden auch die Merkmale des Gewinners an die nĂ€chste Generation weitergegeben. Die Merkmale des Verlierers hingegen haben eine hohe Wahrscheinlichkeit, ausgerottet zu werden, weil sie fĂŒr die Fortpflanzung nicht förderlich oder sogar hinderlich sind. Erfolg versprechende Merkmale, die eine Vererbung wahrscheinlich machen, könnten beispielsweise das gröĂere Geweih bei Hirschen sein, da sie dem Hirschen im gleichgeschlechtlichem Kampf einen Vorteil bringen.
DemgegenĂŒber steht die intersexuelle Selektion, bei der all diejenigen Eigenschaften des einen Geschlechts vererbt werden, die von den Vertretern des anderen Geschlechtes gemeinhin bevorzugt werden. Es geht bei dieser Selektion also um diejenigen Merkmale, die sich als vorteilhaft erweisen, das andere Geschlecht sexuell anzuziehen, statt wie beim intrasexuellen Wettbewerb den Konkurrenten auszustechen.
Als illustratives Beispiel eignet sich hier das Federkleid der mĂ€nnlichen Pfauen, das umso mehr die Aufmerksamkeit eines Weibchens auf sich zieht, je gröĂer und ausgeschmĂŒckter es ist.
Es hat sich gezeigt, dass es bei allen Tierarten, inklusive den Menschen, sowohl das weibliche als auch das mÀnnliche Geschlecht bestimmte MerkmalsprÀferenzen entwickelt haben, die ihre Aufmerksamkeit besonders erregen (Buss, 2004).
Dank seiner Entdeckung der sexuellen Auslese gelang es Darwin endlich, wie schon erwĂ€hnt, die unerklĂ€rbare Existenz von scheinbar unnĂŒtzlichen Eigenschaften bei Tieren zu erklĂ€ren: Das Federkleid bei mĂ€nnlichen Pfauen erfĂŒllt keinen Zweck zur Sicherung des Ăberlebens - im Gegenteil, es kann sogar hinderlich sein, denn dadurch sind die Pfauen von Feinden leichter zu erkennen -, sondern einzig und allein, um die Aufmerksamkeit des Weibchens zu erregen und somit eine Paarung wahrscheinlicher zu machen.
Diese Theorie der natĂŒrlichen und sexuellen Auslese bildet den Grundstein der meisten Theorien, die seit jeher die Schönheitspsychologie beeinflusst haben und letztendlich die jeweiligen geschlechtsspezifischen MerkmalsprĂ€ferenzen und Schönheitsideale erklĂ€ren wollen:
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