| Symmetrie-/ Durchschnittsgesichts- & Strong-Features-Theorie
„Attractive faces are only average“ (Langlois & Roggman; zit. nach Müller in „Physische Attraktivität“, 1993, S. 123).
Zu dieser Schlussfolgerung sind Langlois und Roggman gekommen, nachdem sie mit Hilfe von Computertechniken ein Durchschnittsgesicht entworfen haben und dieses dann von Probanden beurteilen ließen. Diese Studie beruht auf die photomechanische Methode von Sir Francis Galton. Hierbei hat er durch Übereinanderlegen von Fotos verschiedener Gesichter eines Geschlechts, ein Durchschnittsgesicht bzw. ein „composite“ der verwendeten Stichprobe entworfen (siehe Bild unten: entnommen aus Henss, 1998).
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Bei Langlois und Roggman unterschieden sich die entworfenen composites in der jeweiligen Anzahl der Individualgesichter aus der sie gebildet wurden: Es wurden composites aus 4, 8, 16 und 32 weiblichen Gesichtern gebildet. Anschließend wurden die Probanden gebeten, die vier composites sowie die Individualgesichter nach ihrer Attraktivität hin zu beurteilen. Das verblüffende Ergebnis: Übereinstimmend wurden die composites als viel attraktiver beurteilt als die Einzelgesichter, wobei das Durchschnittsgesicht, das aus der größten Stichprobe (32 Einzelgesichter), als das am attraktivsten bewertet wurde. Mit zunehmender Anzahl der Einzelgesichter wurde das Durchschnittsgesicht also schöner und die Urteilübereinstimmung größer. Außerdem war augenfällig, dass die composites oftmals gleichzeitig auch jünger aussahen (siehe hierzu Müller, In: Hassebrauck & Niketta, 1993; Henss, 1998).
In drei eigenen Studien an deutschen Stichproben erhielt Müller ( In : Hassebrauck & Niketta, 1993) ähnliche Ergebnisse, wobei in diesen Studien Beurteilungen über Charaktereigenschaften wie Sympathie hineinbezogen wurden. Es zeigte sich, dass die als attraktiv beurteilten Gesichter auch tendenziell höhere Sympathiewerte erhielten.
Es scheint also, dass die Attraktivität zumindest bei Frauen stark von Symmetrie und Gleichmäßigkeit abhängt, denn durch das Übereinanderlegen der einzelnen Gesichter verschwanden Unregelmäßigkeiten in der Knochen- und Hautstruktur. Diese Beobachtung führte bei Langois und Roggman zu der Annahme, dass die Gleichmäßigkeit und Symmetrie von Gesichtern Aufschlüsse über die Gesundheit und das Alter der Frau geben. Gangestad, Thornhill et al. fanden in weiteren Studien einen signifikanten Zusammenhang zwischen der objektiv gemessenen Symmetrie von Gesichtern und den Attraktivitätsbeurteilungen der Probanden (siehe hierzu Studienbeschreibungen von Jones, 1996). Das heißt also: je unsymmetrischer Gesichter waren, desto mehr wurde ihnen die Attraktivität abgesprochen. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass eine gewisse Asymmetrie (Abweichungen von der perfekten Lateralsymmetrie zwischen den beiden Gesichtshälften) in einer Population immer gegeben ist, weil die Natur praktisch unmöglich perfekte Symmetrien erzeugen kann (Henss, 1998). Diese normalverteilte Asymmetrie wird auch flukturierende Asymmetrie genannt, weil die Richtung und der Grad der Abweichungen nicht genetisch festgelegt sind, sondern von Generation zu Generation variieren.
Zahlreiche Tierstudien an Vögeln und Insekten zeigten eine positive Korrelation zwischen der Asymmetrie und den Parasitenbefall und Studien an Menschen (Studienbe-schreibungen bei Jones, 1996) wiesen eine hohe signifikante Korrelation zwischen der Asymmetrie von Gesichtern mit dem Alter, der Sterblichkeit, Entwicklungsstörungen und sogar der Anzahl der zurückliegenden Schwangerschaften. Dagegen standen eine hohe Fruchtbarkeit, größerer Erfolg bei der Partnerwahl, längere Lebensdauer, größerer Wachstum und die Mischerbigkeit (gemeint ist der Grad des Mischverhältnisses von Genen. Je höher die Mischerbigkeit, desto höher ist im Allgemeinen die Resistenzfähigkeit gegen Parasiten) in einem statistisch hohen Zusammenhang mit der Gesichtssymmetrie.
In „The evolution of human sexuality“ (1979) stellt Symons die These auf, dass die Präferenz für durchschnittliche, symmetrische Gesichter ein adaptierter Mechanismus für die Erkennung von Gesundheit ist, der von der Evolution deshalb adaptiert wurde, weil bei unseren Vorfahren extreme Gesichtszüge mit geringer Immunität oder evolutions-biologisch formuliert mit einer geringen „Fitness“ einhergingen.
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